Sonntag, 12. April 2015

WER BIST DU, WENN KEINER HINSIEHT?



I D E N T I T Ä T


1.
ich
ich war
ich war die
ich war die Erwartung anderer

Ich war Ruhe und Zurückhaltung
Ich war leise wenn's drauf ankam, aber in mir war ich Sturm.
Ich war wahrscheinlich
Ich war wahrscheinlich doch nur vielleicht
Ich war selten erstaunlich

Ich war schlechter Vergleich
und für eine Metapher zu eindeutig.

2.
ich
ich bin
ich bin was
ich bin was ich besitze

Ich bin eine Wohnung, drei Geschwister, eine Mutter und ein Vater

Ich bin 64 ungelesene Bücher, zwei Hasen und ein Kater
Ich bin ein voller Kleiderschrank aber zum Anziehen bin ich nichts
Ich bin ein gutes Recht und immergleiche Pflicht
Ich bin mindestens zwei Liter schwarzer Nagellack
Ich bin richtig richtig schlechter Filmgeschmack
Ich bin echte Freundschaft und ehrliches Lachen
Ich bin zuckersüße Träume und zartbittere Tatsachen
also tatsächlich Realität.


3.
ich
ich wäre 
ich wäre gerne
ich wäre gerne was sich jeder wünscht

Ich wäre die letzte Hoffnung und die große Liebe.
Ich wäre gute Aussicht, ich wäre Perspektive.
Ich wäre Schokolade, die nicht dick macht
Ich wäre Mathematik lernen über Nacht
Ich wäre Sicherheit
Ich wäre mehr Zeit
Ich wäre zündende Idee
Ich wäre dreiblättriger Klee
und trotzdem Glück.


Ich bin was ich habe, ich bin woher ich komme, ich bin wozu ich gehöre
Ich kann's nicht mehr hören
Viel lieber will ich sein, was ich glaube, wovon ich träume und was zu sagen ich mich nicht trau'

Ich bin Entscheidungen, die ich getroffen habe und Meinungen, zu denen ich stehe.
Ich bin, für wen ich mich entschieden habe, was ich liebe, was ich meide, worüber ich lache, worum ich weine.
Ich bin was mich lebendig fühlen lässt und was mich frei macht.
aber vor allem bin ich auch, was mich verletzt und anders als gedacht. 

Ich lasse ungerne über mich urteilen, wenn ich selbst noch nicht weiß, worüber geurteilt wird
und ich will selbst nicht über andere urteilen, weil man dabei sowieso meistens irrt.